DIE ARBEITS­SCHUTZ­PFLICHTEN

Arbeitsschutz

Trends bei Persönlicher Schutzausrüstung (PSA)

Schwer, unförmig, steif – sie sind längst vorbei, die Zeiten, in denen man berufliche Schutzkleidung derartig charakterisieren konnte. Ein Paradigmenwechsel findet statt, auch befeuert durch digitale Innovationen.

Arbeitssicherheit hat heutzutage einen hohen Stellenwert in Unternehmen. Das resultiert nicht nur aus dem Verantwortungsgefühl der Firmenlenkerleitung, sondern auch aus wirtschaftlicher Kalkulation. Zu viele Fehltage von Arbeitnehmern kosten das Unternehmen nicht nur Geld, sondern können zu Problemen mit den Kunden führen. Verschobene Termine oder abgesagte Aufträge können im Extremfall die Konsequenz einer durch Krankheiten und Unfälle dezimierten Belegschaft sein. Allein aus diesem Grund lohnt es sich, in gute Persönliche Schutzausrüstung (PSA) zu investieren. Unter Persönlicher Schutzausrüstung im Sinne der PSA-Benutzungsverordnung versteht man jede Ausrüstung, die dazu bestimmt ist, von Arbeitnehmern getragen oder benutzt zu werden, um sich gegen mögliche Gefahren für Gesundheit und Sicherheit zu schützen. Sie sollte erst eingesetzt werden, wenn technische und organisatorische Maßnahmen allein nicht ausreichen, um diese Gefahren auf ein erträgliches Minimum zu reduzieren.

Gestiegene Anforderungen haben Konsequenzen

Die funktionelle Anforderung muss heutige PSA natürlich perfekt erfüllen, aber das ist längst nicht mehr ausreichend, sondern wird als selbstverständlich vorausgesetzt. Die Ansprüche der Träger sind gestiegen. Heute sollte Schutzkleidung etwa komfortabel, leicht und bequem sind. Individuelle Anforderungen der Benutzer sind zu berücksichtigen, um die Akzeptanz zu erhöhen. Nicht genug der Anforderungen: Die Textilien könnten ja bei schweißtreibender Arbeit auch atmungsaktiv sein. Dies sorgt für gutes Körperklima und erhält die Leistungsfähigkeit. Wenn dann auch noch das Design ansprechend ausfällt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass die Bekleidung konsequent getragen wird. Die Textilindustrie hat mit großer Flexibilität und Innovationskraft auf die gestiegenen Anforderungen reagiert. Denn die Komfortmerkmale der Bekleidung müssen immer noch von der unerlässlichen Schutzfunktion begleitet werden. Neue Gewebe und Materialien, die diese anspruchsvolle Herausforderung meistern, waren die adäquate Antwort der Textilindustrie hierauf. Elastische Softshelljacken, die auch hohe Schutzanforderungen erfüllen, sind ein Beispiel hierfür.

Zertifiziertes Zwiebelprinzip

Arbeitskleidung setzt jetzt auch auf das im Outdoor-Segment längst gängige Zwiebel-Prinzip. Hierbei handelt es sich um ein flexibel nutzbares Bekleidungssystem aus drei Schichten, die aufeinander abgestimmt sind. Je nach Temperatur, Wetter und Einsatzgebiet ist es dem Träger problemlos möglich, eine, zwei oder alle drei Schichten zu tragen. Dabei ist immer optimale Schutzwirkung gegeben. Sicherheitsbekleidung für das Schweißen besteht also nicht mehr aus einer klobigen, schweren Schutzjacke und einer korrespondierenden Hose. Der Träger kann aus Unterwäsche, zweiter Lage und Außenbekleidung exakt die Kombination auswählen, die für ihn perfekt passt. Allerdings ist bei diesem Ansatz sicherzustellen, dass jedes Bekleidungsstück und alle möglichen Kombinationen als Schutzbekleidung zertifiziert sind. Außerdem birgt das Zwiebelprinzip bei Schutzbekleidung ein Risiko. Es ist nicht auszuschließen, dass sich die Gefahrenlage während eines Arbeitseinsatzes ändert. Steigt die Gefährdung, so muss der Arbeitnehmer eventuell selbständig weitere Sicherheitskleidung anlegen. Und das kann in der Hektik des Arbeitsalltags schon einmal vergessen werden. Hier hat die unbequeme, steife und schwere Sicherheitsjacke noch einen Vorteil. Aber auch um dieses Problem kümmern sich die Hersteller von Schutzbekleidung.

Digitale Innovationen auf dem Vormarsch

Es gibt inzwischen Software-Lösungen, die überprüfen, ob die Schutzkleidung vollständig angelegt ist. Diese Lösung weist auf einen weiteren, grundlegenden Trend bei Persönlicher Schutzausrüstung hin: den Einsatz digitaler Technologien. Diese revolutionäre Entwicklung macht nicht vor diesem Segment halt, mit allen Vor- und Nachteilen, die dies mit sich bringt. Die Auswirkungen lassen sich in der Industrie, im produzierenden Gewerbe, beobachten. Hier hat die Digitalisierung bereits Anlagen und Maschinen vernetzt und die Automatisierung deutlich vorangetrieben, Stichwort Industrie 4.0. Das hat gravierende Konsequenzen für die dort angewendete Schutzbekleidung. Durch die immer enger werdende Zusammenarbeit von Maschine, Mensch und Internet muss auch Sicherheitsausrüstung intelligent werden.

Hierdurch eröffnen sich allerdings auch viele Möglichkeiten, die das Arbeiten komfortabler und sicherer machen können. Intelligente Schutzbekleidung der Zukunft ist wahrscheinlich in der Lage, die Arbeitsumgebung zu überwachen und den Beschäftigten beim Auftreten einer Gefährdung zu warnen. Wird das Risiko untragbar hoch, so fordert das Textil den Arbeitnehmer dazu auf, den Ort unverzüglich zu verlassen. Inzwischen existiert zum Beispiel eine patentierte Lösung für das Arbeiten unter elektrischer Spannung. Hier sind Sensoren in die Arbeitsschutzkleidung integriert, die die elektrische Feldstärke bestimmen. Deren Messwerte werden von einer Recheneinheit ausgewertet, die ein Signal emittiert, wenn ein vorher festgelegter Grenzwert erreicht wird. Diese Technisierung der Arbeitsschutzbekleidung zieht aber auch neue Herausforderungen nach sich. Zum Beispiel welche rechtlichen Regelungen beim Einsatz der smarten Schutzbekleidung zu beachten sind. Hier besteht noch weiterer Klärungs- und Regelungsbedarf durch den Gesetzgeber.

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