DIE ARBEITS­SCHUTZ­PFLICHTEN

Arbeitsschutz

Arbeitsschutz in der Entsorgung: Besondere Anforderungen

Recycling hat Zukunft: Künftig wird die Gesellschaft noch mehr Abfälle als bislang wiederverwerten. Dafür sprechen ökologische Gründe, weil dadurch natürliche Ressourcen geschont werden. Aber auch ökonomisch kann sich die Wiederverwertung von Abfällen rechnen, etwa bei Stahlschrott. Umso wichtiger wird es künftig sein, die speziellen Anforderungen der Branche im Arbeitsschutz zu beachten.

Der Altersdurchschnitt der Mitarbeiter in der Entsorgungsbranche ist hoch. Über 45 Jahre alt war im Schnitt 2019 ein Mitarbeiter in diesem Geschäft. Das ist ein Spitzenwert in den Wirtschaftsbranchen Deutschlands. Der hohe Altersdurchschnitt stellt spezifische Anforderungen an die Arbeitssicherheit in der Branche. Häufig sind die Arbeiten in der Entsorgung körperlich anstrengend. Die harten Zahlen unterstreichen dies. 25 Fehltage pro Jahr sind 2019 im Schnitt bei jedem Mitarbeiter in der Entsorgungsbranche angefallen. Dieser Krankenstand liegt im Vergleich der Wirtschaftszweige ebenfalls weit vorne. Außerdem gehen viele Beschäftigte der Entsorgungsbranche vor dem Erreichen des gesetzlichen Rentenalters in den Ruhestand.

Anforderungen verändern sich

Die Entsorgungsbranche ist im Umbruch. Neue Technologien sollen dafür sorgen, dass Abfälle künftig noch besser wiederverwertet werden. Dadurch verändern sich auch die Anforderungen an die Mitarbeiter der Branche. Der Umgang mit neuartigen Verfahren kann für manchen Beschäftigten zum Stressfaktor werden, wenn er sich zum Beispiel bei der Bedienung der Anlagen überfordert fühlt. Voranschreitende Automatisierung, etwa bei Sortieranlagen, kann Ängste wecken, dass Arbeitsplätze eventuell wegfallen. Generell erhöht sich auch im Entsorgungsgeschäft der Druck durch Arbeitsverdichtung, weil der Wettbewerb hart ist.

Psychische Belastungen kommen zu starker körperlicher Anstrengung

Außerdem werden die Aufgaben für die Mitarbeiter anspruchsvoller und aufwendiger. Ein Beispiel hierfür ist der sogenannte Vollservice in der Entsorgung. Bei diesem Angebot bucht der Kunde die Dienstleistung, dass der Entsorger den Abfallbehälter von einem vereinbarten Standort abholt und dort auch wieder abstellt. Diese zusätzliche Aufgabe kostet den Mitarbeitern der Abfallunternehmen Zeit. Das kann den Arbeitsdruck deutlich erhöhen, wenn ohnehin schon zu wenig Personal auf den Müllfahrzeugen mitfährt. Denn der Fachkräftemangel ist auch in der Entsorgungsbranche ein Problem. Diese größere psychische Belastung addiert sich dann zu der ohnehin vorhandenen hohen körperlichen Beanspruchung der Mitarbeiter. Sage und schreibe zwölf Tonnen Abfall bewegen diese bei der Abfallsammlung im Schnitt pro Schicht. Dabei dominiert immer noch die Handarbeit. Eine Strecke von etwa vier Kilometern legen die Beschäftigten dabei zurück. Die nackten Zahlen geben einen Eindruck davon, welchen Belastungen Arme, Schulter, Wirbelsäule und Knie bei diesem Programm ausgesetzt sind. Und das hinterlässt auf Dauer Spuren: Im Jahr 2019 fielen rund 700 Fehltage pro 100 Beschäftigte in der Entsorgungsbranche wegen Rückenschmerzen an.

Beurteilung der Arbeitsbedingungen ist Pflicht

Mitarbeiter in der Entsorgungswirtschaft müssen oft mit vielen verschiedenen Stoffen umgehen, die Gesundheitsrisiken bergen. Schimmelsporen oder andere Biostoffe, die dem Abfall entweichen, können die Schleimhäute reizen oder gar Erkrankungen der Atemwege auslösen. Die Emissionen der Dieselmotoren von Entsorgungsfahrzeugen können potenziell krebserregend sein. Und auch permanent der Sonne ausgesetzt zu sein, bedarf betrieblicher Schutzmaßnahmen, denn die ultraviolette Strahlung kann die Haut schädigen.

Laut der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) beeinflussen folgende Faktoren die Gesundheit und Sicherheit von Mitarbeitern in der Entsorgungsbranche besonders (in absteigender Reihenfolge):

  • Beanspruchung des Muskel-Skelett-Systems
  • Demografischer Wandel
  • Fachkräftemangel
  • Arbeitsverdichtung und wachsende Verantwortung
  • Schimmelsporen
  • Mangelnde Anerkennung
  • Interkulturelle Anforderungen
  • Ultraviolette Strahlung
  • Komplexe Mensch-Maschine-Schnittstellen
  • Sanierungsbedarf bei Ausstattung und Räumen
  • Recycling-Technologien
  • • Autonome Fahrzeuge
  • Dieselmotoremissionen
  • Gerüche

Konkrete Hilfestellungen zur Erfassung von Gefährdungen und zur Festlegung von Schutzmaßnahmen für die Beschäftigten in der Entsorgungs- und Abfallwirtschaft bieten DGUV Regeln und DGUV Informationen. Diese Publikationen helfen, staatliche Arbeitsschutzvorschriften, Unfallverhütungsvorschriften und Normen praxisnah umzusetzen.

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